stressfaktor_15

Schluss mit Kuscheln – die Welt geht unter!

Aus Stimmen von Jugendlichen, Eltern, Lehrern und ihren eigenen Geschichten inszenieren, erzählen vier SchauspielerInnen und ein Rapper eine Geschichte, geknüpft aus vielen Einzelstories und akzentuierten Figuren zum Thema Stress. Stress, einen Platz zu finden, in dieser Gesellschaft, die total im Umbruch ist, in einer Zeit von Dauerwirtschaftskrisen und Umweltkatastrophen, in einer Welt, die vielleicht sowieso bald untergeht, wenn wir den Prophezeiungen Glauben schenken.
Ein musikalisches Theater/Videoprojekt ĂĽber die Schwierigkeit, in dieser Welt einen Platz zu erobern.

KRITIK THEATER.CH     http://www.theaterkritik.ch/index.php?id=einzelkritik&no_cache=1&KID=45
EIN BEITRAG VON art-tv.ch    http://www.art-tv.ch/9672-0-Dynamo-Zuerich-I-Stressfaktor-15.html

SONGS: http://soundcloud.com/stressfaktor_15

Regie/Bühne/Video: Heinz Gubler, Co-Regie/Text: Christine Rinderknecht Spiel:  Stefania Maria Bernet, Flavio Dal Molin, Fabienne Labèr, Olivia Stutz Musik/Rap: Oli Second //Choreographie: Andrew Resurreccion//Kostüme: Joanna Wyss Dramaturgische Beratung: Veronika Sellier, Manfred Jahnke Sponsoring/Pressetext:  Markus Stutz  www.skb-stutz.ch Technik: Cristian Zehnder (Video), Andreas Arnold, Flavio Vigne (Ton) Herstellung Bühnenbild: Vera Pfeiffer, Gunar Hambrecht (Metallwerkstatt DYNAMO)
Produktionsleitung/Tourneeplanung Roland Amrein

Nach multipleoption_14, vier Geschichten über das beschleunigte Aufwachsen heutiger Teens in einer konsumorientierten, übermedialisierten Realität, schliesst Gubcompany mit stressfaktor_15 unmittelbar an die vorangegangene Arbeit an. Es geht wieder um recherchierte Geschichten, die ein Team von SchauspielerInnen und ein Rapper, Oli Second, auf der Bühne umsetzen. Thematisch sollen die Geschichten in diesem Projekt mehr auf ein Thema fokussiert sein: Stress.
Stress einen Platz zu finden, in dieser Gesellschaft, die total im Umbruch ist, in einer Zeit von Dauerwirtschaftskrisen und Umweltkatastrophen, in der totalen Wettbewerbsgesellschaft, wo schon die Dreijährigen im Dauerstress stehen: sind sie schön genug, halten sie im Vergleich mit anderen Dreijährigen stand, sind sie intelligent genug, eventuell hochbegabt oder doch eher retardiert? Heranwachsende mĂĽssen heute jede Menge leisten: in der Schule glänzen, den Eltern genĂĽgen, zufriedene Menschen werden, viele halten dem Druck nicht stand. Es ist zuviel und auch zu wenig. Sie schwimmen in einem Meer von Möglichkeiten, sind gleichzeitig jedoch ĂĽberfordert und erschrecken vor den Anforderungen der sogenannten Realität. Sie driften in virtuelle Realitäten ab, in den Konsum, in die digitale Dauerselbstmitteilung : „ich bin…“, „ich mag…“, „ich mag nicht…“, oder setzen sich einfach zum Ziel, die hundert Gratis sms pro Tag 100%ig auszunĂĽtzen, was einen zu ĂĽberstehenden Tag erheblich verkĂĽrzt – oder einfach anstupsen, anstupsen, „hi…“, „hallo…“, „was machst du gerade?“
Das Auftauchen aus dem überbehüteten Schlaraffenland der Kindheit, die Ankunft in einer Welt, in der vor allem Leistung zählt, löst zahlreiche Ängste aus: Angst, Prüfungen, nicht zu bestehen, Angst, die Eltern zu enttäuschen, keine Lehrstelle zu finden, etwas Falsches zu tun, den falschen Beruf zu wählen, die Angst niemals genügend Geld verdienen zu können, sexuell nicht attraktiv genug zu sein, unangenehm aufzufallen, Angst vor neuen, unbekannten Aufgaben, Angst, die Freunde zu verlieren, Angst gemobbt zu werden. Ein untergründiger Strom von Angst, der mit Lifestyle überdeckt wird. Die richtigen Klamotten tragen, damit ich nicht ab- oder auffalle, die richtige Musik hören, die richtigen Partys besuchen.
„Der gefällige und gefallsüchtige junge Mensch ist logischerweise konfliktscheu. Er mag Kritik nicht und kritisiert selbst nicht gern, weil er mit dem Medium Kritik nicht vertraut ist.“ ( Simone Meier, Buchbesprechung, „Heult doch“ von Meredith Haaf) In Zürcher Lehrerzimmern wird neuerdings häufig darüber gesprochen, dass die Jugendlichen so brav seien, so angepasst, „die wollen nichts Besonderes, Job, Geld, Familie, die wollen ein ganz normales Leben.“ Was für unsere Generationen das mindeste war, wofür es sich nicht zu kämpfen lohnte, weil es ja das war, was alle haben konnten, und was man selber gar nicht wollte, „das normale Leben“, ist für heutige Heranwachsende wieder ein erstrebenswertes Gut geworden, sie ahnen, dass sie verlieren könnten, in die Bedeutungslosigkeit abstürzen, dass sie am Ende weniger haben, als am Anfang, im goldenen Zeitalter der Kindheit. Es geht nicht einfach immer nur aufwärts.
„Ich lebe über meine Verhältnisse, dafür bin ich verdammt gut angezogen.“
In postoptimistischen Zeiten ist diese Haltung weit verbreitet, nicht nur bei Jugendlichen. So ein bisschen Luxus sollte man sich doch noch gönnen, sagt sich auch die Mutter, der Vater, wir wissen nicht, was kommt. Druck und Stress erleben nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene, „wer weiss, ob ich morgen meinen Job noch habe, ob morgen nicht doch Europa fällt, die Welt 2012 sowieso untergeht, wie es überall prophezeit wird.“ Darum ist es auch für die erwachsene Generation einfacher, bloss den Daumen zu heben, I like.
„I like your shoes, your hear, I like your Hermes Tasche.“
Literatur: Meredith Haaf, heult doch, über eine Generation und ihre Luxusprobleme, Piper 2011, Simone Meier, Schluss mit Kuscheln, TagesAnzeiger 19.12.2011, Katja Thimm: Kinder in Bedrängnis, Der Spiegel 42/2011
Stressfaktor_15 knüpft direkt am Drive des Stückes multipleoption_14 (Gubcompany 2009-2011)an. Multipleoption_14 war mit seinen 40 Aufführungen vor mehrheitlich jugendlichem Publikum an Deutschschweizer Schulen und Theatern und einem Abstecher nach Österreich nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern auch ein grosser Erfolg. Die enthusiastischen Reaktionen der Jugendlichen wie Lehrpersonen und jungen Erwachsenen verführten dazu, das Projekt weiterzutreiben. In den vergangenen zwei Jahren hat Gubcompany Themen, die den Jugendlichen unter den Nägeln brannten, aufgegriffen und in direkter Improvisationsarbeit mit ganzen Schulklassen weitergesponnen. Die intensive Arbeit mit den jungen Menschen betonte die Aktualität gewisser Themen und förderte immer wieder neue, spannende und konfliktreiche Geschichten zu Tage. Dabei präsentierten die Begeisterung und die unglaubliche Produktivität der Jugendlichen ihren schwerelosen Umgang mit der Kamera und dem offenbar noch ganz und gar nicht angestaubten Medium Theater.
Recherchen
Gubcompany hat an verschiedenen Schulen der Stadt Zürich, und im Kanton Aargau in direkter Improvisationsarbeit mit SchülerInnen und Schülern unter anderem zum Thema Stress gearbeitet und wird im Rahmen eines Projekts mit einer Schulklasse gezielt weiter an dem Thema arbeiten. Es sollen aber auch Stimmen von LehrerInnen, SchulsozialarbeiterInnen, Eltern und einzelnen SchülerInnen zu Wort kommen. Gubcompany macht Interviews mit einzelnen ausgewählten Jugendlichen und Erwachsenen und wird dieses Material für die szenische Umsetzung benützen.

In der Inszenierung verfolgt Gubcompany den in bereits vorangegangenen Produktionen eingeschlagenen multimedialen Weg. Livekamera, Beamer und Notebook unterstützen, beeinflussen das Spiel und sind Teil des Geschehens. 

Das Interaktive und Ăśbermedialisierte, die temporeichen Ebenen der heutigen
Interaktion und Kommunikation spiegeln sich auch in der Inszenierung von Stressfaktor_15.
Das Setting wird ähnlich sein wie bei multipleoption_14, eine Leinwand, Beamer, zwei Kameras, eine davon eine Handkamera, vorproduzierte Videos und zwei fahrbare Scheinwerfer, Studio, in dem die SchauspielerInnen dabei sind, ein Video Stressfaktor_15 zu produzieren. Sie reflektieren ihre eigenen Geschichten und kontrastieren sie mit dem recherchierten Material, sie inszenieren, erzählen, spielen, reflektieren eine Geschichte, geknüpft aus vielen Einzelstories und akzentuierten Figuren.
Vier Schauspielerinnen schlüpfen auf der Bühne in verschiedene Rollen, erzählen ihre Schicksale und reflektieren dann auf anderen Ebenen wieder darüber. Rhythmisch wird dabei nicht nur die Bildsprache, sondern die ganze Umsetzung sein. Ein Rapper und Poet produziert auf der Bühne live seine eigenen Beats und Texte und erzählt dabei die eigene Version seiner Geschichten. Seine Slam Poetry führt dabei wie ein roter Faden durch die unterschiedlichen Abenteuer der porträtierten Figuren. Es kommt dabei zu unerwarteten Blackouts und die Erzählperspektiven verrutschen ganz plötzlich. Die Parallelwelten und Ebenen kommen ständig
miteinander in Berührung, das virtuelle Wunderland kollidiert zwischenzeitlich immer wieder mit der Realität. Die gewohnte Wahrnehmung verändert sich. Die Bilder auf der Leinwand werden zu Detailaufnahmen einzelner Minidramen. Dabei hat man natürlich immer mehrere takes, fast wie im Leben. Leinwand, Konserve, Rap, Schauspiel & Körper werden alle Sinne gleichzeitig fordern. Und die Geschichten könnten nicht aktueller sein, da sie exemplarisch für eine ganze Generation stehen. Oder sogar für zwei.

REAKTIONEN VON LEHRERINNEN UND LEHRER:

Nach der Vorstellung waren die Schüler etwas stumm, beeindruckt und wortlos. Am nächsten Tag bei der Besprechung sprudelten sie aber voller Eindrücke und wir hatten daraus tolle Gespräche.
Das Theater war jugendnah; ein Erlebnis, die Schauspieler so nah zu erleben. Ausgangspunkt für gute Gespräche im Klassenverband. Auch für Nicht-Problemjugendliche interessant. Guter Einstieg ins Theater.

BERUFSVORBEREITUNGSJAHR KUNST UND GESTALTUNG ZÜRICH

Ich bin am 19. November 2012 mit meiner Klasse zur Generalprobe von dem Theaterstück Stressfaktor_15 gegangen…. Dieses war eines der besten Theaterstücke, die ich je gesehen habe. Es war viel Lustiges dabei, aber es wurden auch ernsthaftere Themen durchgenommen…. Ich würde es jederzeit nochmals anschauen. Vanessa 16

Der Rapper Oli 2nd hat gut gerappt, auch die anderen Schauspieler haben gesungen, was ich gut fand. Die Kleidung fand ich passend … in vielen Theatern passen die Kostüme nicht, was dann schade ist. Hannah 16

Ich als Jugendliche fand es sehr interessant, da ich einige Szenen auch bei mir im Leben wieder erkannt habe.  Daniela 16

Das ganze Stück hat mich während der Vorstellung ziemlich bewegt, ich konnte wirklich die Gefühle der Schauspieler mitfühlen. Sie haben das Thema wirklich auf den Punkt getroffen.  Yekaterina 16

Ich hatte ehrlich gesagt keine grossen Erwartungen, doch es riss mich voll mit.  Jussara 16

Die Idee vom Stück ist genial. Es gab viele Situationen, die in meinem Leben auch vorkommen… es hat mir gezeigt, dass es ein generelles Thema ist und ich nicht die einzige bin..  Schanon 16

Das Theater hat mich selber ein wenig ins Grübeln gebracht, was ich mit meiner Zukunft machen will. Die Berufswahl hing den Teenagern zum Hals raus, und genauso geht es mir auch.  Saskia 16