multipleoption_14

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DER BEITRAG VON art-tv.ch     http://www.art-tv.ch/5225-0-GZ-Buchegg-multipleoption_14.html?reg=1644

 

Wo bewegt sich diese eine Generation zwischen Facebook und Lehrstellensuche? Permanent veränderbar bleibt heute alles immer in der Schwebe, Wandel zeigt sich als einzige Konstante. Ist sich auf etwas einlassen noch möglich? Oder verpass ich dabei die Welt? Gubcompany, Heinz Gubler und Christine Rinderknecht, nähern sich einem Zeitbild über das beschleunigte und gleichzeitig uferlose Aufwachsen der heutigen Teens. Aus intensivem Recherchieren, Interviews und Gesprächen mit Jugendlichen im Vorfeld entsteht eine bunte Collage, die den Moment des ständigen Wechsels festzuhalten versucht. Eine Grundstimmung, die in kontrastreichen Bildern für die Bühne in Form einer Probensituation für eine TV-Sendung umgesetzt wird. Energiegeladene Textbilder über die junge Generation der vielen Möglichkeiten treffen auf getanzte Statements und Bewegtes, eingefangen mit der Kamera. Toughe Körpergeschichten konkurrenzieren mit virtueller multidimensionaler Kommunikation. As in real life.

Multipleoption_14 will aber keine harmlose Dokumentation sein, sondern eine extreme Projektion der vielfältigen und bunten Spielwiesen einer Generation. Ein Stück über die langwierige Suche nach einer eigenen Identität. Einer Suche, die in der heutigen Infoflut der Bilder & Möglichkeiten nicht gerade einfacher geworden ist. Ein Bühnenexperiment ausgehend von Bewegung, Text, Film und Akustischem. Ein Ausschnitt persönlicher Geschichten. Ein Versuch, Fragmente einzufangen, Bruchstücke eines Moments einer Jugend, die so vielfältig und unterschiedlich sein kann und sein darf wie nie zuvor.

Sind die so krass – oder tun die nur so? Irgendwo zwischen finanzieller Abhängigkeit und Unentschiedenheit, zwischen Langeweile und dem nächsten Kick harren sie aus, schlagen sich die Zeit tot. In Trabantenstädten zwischen Autobahnzubringer und Industriegebiet werden Stadtkreise
verteidigt wie Reviere, gehören Schlägereien zur Tagesordnung und Kiffen ist schon lang zu lahm.
Jede Zeit beheimatet ihre Revolten, ihre Drogen, aber auch ihre Innovationen. Bewegungen, die aufmischen und die Gesellschaft als Ganzes durchrütteln sind geradezu historische Unabdingbarkeit. Doch was, wenn sich alle Generationen plötzlich gleichzeitig bewegen, immer schneller drehen? Wenn die Oma schon ein iphone hat und das Mami dieselbe Band anhimmelt? Es gibt so viele Bewegungen wie es Musikrichtungen gibt. Morgens ein Emo, abends Indierocker, übermorgen wieder Edeltussie
und Housequeen. Wenn ich schreie und niemand störts, wenn ich Tabus breche, doch niemanden scheint‘s zu kümmern – wen kann ich noch erschüttern?

Alles verliert an Bedeutung und scheint in der medialen Überflutung zu ertrinken. Lautlos. Wo finden sich diese stossenden Grenzen, die mir zeigen, dass ich Mensch bin? Die Richtung geben in einer unsicheren Zeit des Aufwachsens, des Aufwachens. Das Rennen gegen Mauern war schon immer unser Privileg, doch nun werden sie membranartig, plötzlich durchlässig, sie verschwimmen. Der Betonung des Äusseren, der Gestaltung des Körpers, steht nichts mehr entgegen – Ideale scheinen plötzlich realisierbar. Perfekte Vorbilder sind medial greifbar und überall. Die Akzeptanz des Eigenen, Unperfekten scheint heute fast unmöglich. Der Sinnhaftigkeit beraubt, lebt es sich viel leichter über die Oberfläche. Und wenn Markentreue, Tatoos und Traumfigur zum Inhalt werden, nähert man sich zeitweilig einer Illusion von Identität. Vielleicht ist es auch ganz einfach nahe liegendste Ersatzbefriedigung, billigste Stopfwatte für die Innere und äussere Leere.